Ortschronik von Heißesheim

Heißesheim ist neben Druisheim ein Ortsteil der Gemeinde Mertingen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries in Bayern. Das Kirchdorf liegt auf einer Höhe von 403 m über NN. Durch die Mitte des Dorfes fließt der Moosgraben, welcher in den Jahren 1967/68 im Ortsbereich verrohrt wurde. Der Moosgraben fließt in den Gumpengraben und dieser mündet in die Zusam. Die Nachbarortschaften sind Mertingen, Asbach-Bäumenheim, Auchsesheim, Zusum und Rettingen.

Heißesheim tauchte als „Heißishain“ oder „Häwsesshan“ erstmals zwischen 1023 – 1140 in Augsburger Urkunden auf und wurde um 1250 „Huesingesheim“ – Heim des Husing – genannt. Es unterstand als Hofmark dem Reich und war mit der Niederen Gerichtsbarkeit ausgestattet. Vor diesem Niedergericht wurden Beleidigungen, Klagen und Vergehen geahndet, aber auch Verträge – etwa Hofübergaben an Erben oder Grundstücksverkäufe – beurkundet.

Die erste Nachricht über die Niedere Gerichtsbarkeit in Heißesheim stammt aus dem Jahr 1401. König Rupprecht übergab damals an den Ulmer Bürger Rudolf Krowel vier Güter in Heißesheim. Im Jahr 1434 hatte Rudolf Krowel diese Reichslehensgüter mit Zustimmung Kaiser Sigismunds an seinen Schwiegersohn Wilhelm Dietenheimer aus Augsburg verkauft. Diese vier Gütlein in Heißesheim sind fast hundert Jahre lang innerhalb der Familie Dietenheimer weitervererbt worden. Die Grundherrschaft der Dietenheimer hatte in Heißesheim sieben Bauern und deren Höfe umfasst. Dazu gehörten noch eine Ziegelei und eine Bäckerei.

Am 31. Oktober 1530 kam die Reichsstadt Donauwörth durch Kauf in den Besitz der Hofmark. Nun konnte sie als Grundherr auch die Niedere Gerichtsbarkeit ausüben. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts gehört Heißesheim zur Steuergemeinde Mertingen.

Bei der Volkszählung im Juni 1933 hatte Heißesheim insgesamt 167 Einwohner. Davon waren 87 Katholiken, 12 Protestanten und 68 Altmennoniten. Die in unserer Gegend kaum vorkommenden Altmennoniten waren ursprünglich in der Schweiz beheimatet. Sie siedelten sich im 18. Jahrhundert im Badischen an. Im Herbst 1870 haben drei Brüder, Christian, Heinrich und Peter Hörr, 422 Tagwerk Ackerland und Wiesen sowie die beiden Anwesen Fellenbauer (Hausnummer 8) und Baierlebauer (Hausnummer 9) käuflich erworben. Sie bewährten sich als tüchtige Landwirte. Die heute hier wohnhaften Altmennoniten sind durchwegs Abkömmlinge, Verwandte oder Angeheiratete dieser drei Brüder.

Westlich von Mertingen und Heißesheim liegt das größte zusammenhängende Niedermoorgebiet im außeralpinen Bereich Bayerns, die „Mertinger Höll“.

Einsam kann sich hier der Mensch fühlen, aber für Pflanzen und Tiere ist sie eine „paradiesische“ Niedermoorlandschaft mit Torfgruben, Sümpfen, Streuwiesen, Moospflanzen, Schilfbeständen, gespenstigen Weiden und Faulbäumen. Weil die Torfstecher und die Streuwiesenmäher bei ihrer anstrengenden Arbeit oftmals der brütenden Hitze und der dumpfen, drückenden Schwüle ausgesetzt waren und durch Schnaken, Bremsen und allerlei sonstigem Ungeziefer unsägliche Plagen erdulden mussten, erhielt diese Moorfläche den Namem „Höll“.

Bei der Bevölkerung sind auch die Flurnamen „Firnhabermoos“ und „Trendelmoos“ geläufig, welche an die ehemaligen Besitzer erinnern. Im Jahre 1886 ging nämlich die „Höll“ in den Besitz des Kommerzienrats Firnhaber über, der aber schon im darauffolgenden Jahr verstarb. Sein Nachfolger, der Königliche Rittmeister a. D. Friedrich Edgar Trendel legte testamentarisch fest, dass die Stadt Augsburg den gesamten Grundbesitz von 417 Tagwerk erhält. Daraufhin errichtete die Stadt Augsburg die Anzenberger-Trendel-Stiftung“, in deren Eigentum die „Höll“ bis heute verblieben ist. Der Tierschutzverein Augsburg pachtete 1962 den gesamten Stiftungsbesitz auf 20 Jahre. Für den Verein war es wichtig eine „giftfreie Zone“ zu schaffen, in der sich das Leben der Natur ungestört entfalten konnte. Der Tierschutzverein sah sich nach Ablauf der 20 Jahre nicht mehr in der Lage, die gesteigerten Wünsche der Stiftungsverwaltung zu erfüllen. Deshalb baten der Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde und der Tierschutzverein den damaligen Landrat Dr. Popp, die Höll pachtweise zu übernehmen. Daraufhin pachtete der Landkreis Donau-Ries zum 1. Januar 1983 das gesamte Areal auf 99 Jahre. Mit der langfristigen Pacht durch den Landkreis ging ein langgehegter Wunsch der Naturschutzbehörden, die Höll als Naturschutzgebiet auszuweisen, in Erfüllung. Mit Verordnung vom 15. Mai 1984 wies dann die Regierung von Schwaben die „Mertinger Hölle“ als drittes Naturschutzgebiet im Landkreis Donau-Ries aus.

Im Jahr 1912 wurde Heißesheim an das öffentliche Telefonnetz und im Jahr 1920 an das Stromnetz angeschlossen. Der Bau eines neuen Schulhauses wurde 1948 begonnen. Ab dem Frühjahr 1949 wurden hier die Kinder aller Jahrgangsstufen in einem Raum unterrichtet. Als dann 1968 der gemeinsame Schulverband Mertingen-Druisheim gegründet wurde, beschloss man auch, die Schule in Heißesheim aufzulösen. Im Jahr 1957 erfolgte der Bau der zentralen Wasserversorgung. Von 1957 bis 1965 wurde die Flurbereinigung durchgeführt. Die Bewirtschaftung der neuen Felder erfolgte ab 1960. Im gleichen Jahr wurde eine gemeinsame Kühlanlage gebaut. 1967 wurde die Gaststätte Stengel geschlossen, im Dezember 1986 schloss auch das Lebensmittelgeschäft Stephan. Die Gaststätte von Anton Grundgeir blieb bis heute erhalten.

Wie allgemein üblich wurde Heißesheim 1984 mit Straßennamen versehen. Die Dorferneuerung fand von 1986 bis 1998 statt. Sämtliche Straßen, Abwasser- und Regenwasserkanäle wurden erneuert, die Trinkwasserversorgung an das Mertinger Wasserwerk angeschlossen und die Abwässer über moderne Pumpstationen der Großkläranlage Donauwörth zugeführt. Außerdem wurde ein Spielplatz und ein Bolzplatz errichtet.

Zum 75-jährigen Gründungsfest 1988 wurde von der Gemeinde Mertingen ein neues Feuerwehrhaus gebaut. Ein paar Jahre später kam wenige Meter vom Feuerwehrhaus entfernt ein Gemeinschaftshaus dazu. Ein neu gestalteter Dorfbrunnen und viel Grün an allen Wegen sorgen für ein vorbildliches und sauberes Ortsbild. Im Jahr 1999 hat Heißesheim am Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft" teilgenommen und ist in der Kategorie A (bis zu 600 Einwohner) Kreissieger geworden.

Heute zählt der Ort 170 Einwohner. Möge das 100-jährige Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr dazu beitragen, dass der Friede und der Zusammenhalt im Dorf weiterhin erhalten bleiben und die Menschen hier gerne wohnen.

Reinhold Schmid

Filialkirche „St. Margaretha“

Das kleine Kirchlein „St. Margaretha“ wurde von den Dietenheimischen Grundherren errichtet, die hier von 1434 bis 1530 die Grundherrschaft hatten. Der Bau der Kirche wurde im Jahr 1491 vollendet. An den spätgotischen Baustil dieses Gotteshauses erinnert heute noch der Chor und die Basis des Turms. Aus dieser Bauzeit dürfte auch die um 1480 entstandene Kreuzigungsgruppe stammen, die auf dem südlichen Seitenaltar stand. Auch die Holzfiguren des heiligen Sebastian und der heiligen Ottilie, die sich beide auf die Zeit um 1500 datieren lassen, und eine weitere Heilige, die auf 1460 angesetzt wird, reichen in die Bauzeit dieses Dietenheimischen Eigenkirchleins zurück.

Nach der Kirchenzerstörung im Dreißigjährigen Krieg ließ die Stadt Donauwörth 1680 den gotischen Vorgängerbau erweitern, wobei der gotische Chor samt Turmunterbau erhalten blieb. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts galt das Gotteshaus als Kirche der Vierzehn Nothelfer, heute ist es der heiligen Margaretha von Antiochia geweiht. Die je 1,20 Meter hohen Skulpturen der Vierzehn Nothelfer sind an den Wänden angebracht. Es sind dies der hl. Cyriakus, der hl. Dionysius, der hl. Christophorus, der hl. Ägidius, der hl. Blasius, der hl. Vitus, der hl. Georg, der hl. Eustachius, der hl. Erasmus, der hl. Pantaleon, der hl. Achatius, die hl. Katharina, die hl. Barbara und die hl. Margaretha.

Die heilige Margaretha von Antiochia ist besonders die Schutzpatronin von Frauen bei Geburtsnöten. Sie war die Tochter eines Götzenpriesters und wurde nach dem frühen Tod ihrer Mutter einer Amme übergeben, welche auf dem Lande lebte und eine heimliche Christin war. Am 20. Juli 284 ist die heilige Margaretha von Antiochia gestorben. Ihre sterblichen Überreste wurden vom Papst Urban III. im Jahre 1185 nach Monte Fiaskone in der Toscana übertragen.

Kirchenrenovierungen fanden in den Jahren 1907, 1956 und 1981 statt, der Kirchturm wurde 1913 renoviert. 1982 stifteten die Bürger von Heißesheim eine neue Glocke. Zu Ehren der Schutzpatronin findet alljährlich das Margarethenfest in Heißesheim statt. Es wird immer am nächstliegenden Sonntag des 20. Juli, dem Todestag der heiligen Margaretha von Antiochia, gefeiert.